Der Soziologe und Philosoph Theodor W. Adorno hat den Antisemitismus einmal „das Gerücht über die Juden“ genannt. Das der Antisemitismus ein Gerücht sei, führe dazu „dass er immer wiederkehren kann – so seine psychischen und gesellschaftlichen Ursachen fortbestehen“. Diesen psychischen und gesellschaftlichen Ursachen geht Christine Kirchhoff in der abschließenden Veranstaltung unserer Reihe zum „Antisemitismus als Wahn“ nach. Dabei thematisiert sie die Wandlungsfähigkeit des Antisemitismus und die Mechanismen, mit denen er seine Erscheinung nach den gesellschaftlichen Verhältnissen ändert, die sich in den Menschen ausdrücken. Denn nach psychoanalytischer Deutung sind auch die individuellen psychischen Verhältnisse gesellschaftlich geprägt. Psychoanalytische Ansätze deuten Antisemitismus als eine Art Wahnvorstellung, die individuelle Ängste und Unsicherheiten kanalisiert. Dabei geht es nicht nur um Feindbilder, sondern auch um eine Faszination für Verschwörungen, geheimes Wissen und unausgesprochene Andeutungen.
Datum: 06.06.2025, 19:30 Uhr
Ort: Tschaikowsky-Saal, Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Christine Kirchhoff ist Professorin für Psychoanalyse an der International Psychoanalytic University Berlin wird, diese Aspekte aufgreifend, eine Kritik des Antisemitismus formulieren, welche die psychische Konstitution innerhalb kapitalistischer Gesellschaft als wesentliche Vermittlungreflektiert.
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe „Codierter Hass — Antisemitismus als Wahn.“ der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und des Jungen Forums Hamburg. Die Reihe beschäftigt sich mit historischen Wurzeln, ideologischen Sackgassen und psychologischen Mustern des Antisemitismus. Die weiteren Veranstaltungen finden Sie hier:
10.04. | Olaf Kistenmacher: Gegen den Geist des Sozialismus. Judenfeindschaft in der KPD
08.05.| Alex Gruber: Zur Unmöglichkeit poststrukturalistischer Gesellschaftskritik
21.05.| Tilman Tarach: Religiöse Wurzeln des Antisemitismus und Antizionismus